2018-07-11  Moffat → Glenridding

55ter TagAbfahrt08:28Distanz123,50kmHm ↑1009m
43te EtappeAnkunft16:19Insgesamt4546,70kmHm ↓959m

Wieder hatte ich ein klein bisschen (ca. 30 Minuten) verschlafen. Das scheint langsam zur Angewohnheit zu werden. Als ich aus dem Fenster blickte, war nur blauer Himmel zu sehen. Also wieder ein Sonnentag. Schon drei Wochen beinahe ununterbrochen schönes Wetter (wenn man mal von den paar Minute Regen in Fort William absieht). Unglaublich!

Kurz vor der Abreise traf ich noch den Chef des Hotels. Der meinte, mit ein bisschen Regen müsste ich am Vormittag rechnen. Am Nachmittag würde es feucht-warm werden. Es sah nicht danach aus. Um 8:30 fuhr ich los.

Zuerst ging’s auf B-Straßen Richtung Süden bis zur Mündung der Flüsse Esk und Eden. Das war sehr angenehm. Sehr wenig Verkehr und (für britische Verhältnisse) guter Belag. Die erste Hälfte dieses Abschnitts ging’s tendenziell bergauf, aber niemals übermäßig anstrengend. In der zweiten Hälfte ging’s dann dementsprechend wieder bergab. Die Landschaft war wieder mal das britische Farmland durchsetzt mit Hecken, Bäumen und Baumgruppen. Schön zun Durchradeln, aber weil ich das nun schon so viele Tage gesehen habe gibt’s keine Bilder davon.

An der Mündung angekommen ging’s Richtung Osten bis zu dem Ort Gretna. Mir kam der Name bekannt vor. Später habe ich nachgelesen, dass Gretna Green eine der berühmtesten Lokationen für Runaway-Marriages ist (also für Hochzeiten von Paaren, die aus welchen Gründen auch immer nicht zu Hause im Kreis ihrer Freunde und Verwandten heiraten können oder wollen).

Jetzt ging es wieder Richtung Süden auf einer kleinen Straße parallel zur stark befahrenen M6. Ziemlich genau nach der Hälfte der Tagesstrecke überquerte ich den Fluss Esk und damit die Grenze zwischen Schottland und England. Ich stieß auf die ersten Ausläufer der Stadt Carlisle. Ab hier wurde es unangenehm. Mangels passabler Alternativen fuhr ich auf der Hauptverkehrsstraße A7 direkt auf das Zentrum von Carlisle zu und dann auf der ebenfalls stark befahrenen A595 um dieses herum. Später erkannte ich, dass ich als Radfahrer auch die Möglichkeit gehabt hätte direkt durch die Altstadt zu fahren. So hätte ich zumindest ein bisschen mehr von Carlisle zu sehen bekommen, als nur Straßen und Kreuzungen.

Immerhin kam ich so bei einem Lidl vorbei und weil schon 74km gefahren waren und auch die Uhrzeit passte (12:40) kehrte ich dort ein auf einen Eimer Fruchtjoghurt, Bananen und Mini-Pizzas (gar nicht so übel). Weil ich nicht schon wieder auf dem Parkplatz sitzen wollte machte ich mich auf die Suche nach einem schöneren Plätzchen und stieß nach kurzem Suchen auf den originellsten Rastplatz der ganzen Reise. Direkt neben dem Lidl war ein Möbelgeschäft. Offensichtlich nahmen die auch alte Möbel in Zahlung (oder einfach nur zur Entsorgung an). Auf jeden Fall stand vor einem Hintereingang u.a. eine ziemlich hässliche alte Sitzgruppe. Aber nicht verdreckt und noch gut in Schuss. Darauf ließ ich mich also für meine Mittagspause nieder smile Ich hätte ein Photo schießen wollen, aber für Selbstauslöser war kein geeigneter Abstellplatz vorhanden und es kam auch niemand vorbei, den ich hätte bitten können.

Weiter ging es Richtung auf den Lake District zu. War Carlisle noch fast auf 0 Metern Meereshöhe so musste ich nun auf etwa 50 Kilometern 300 Höhenmeter bewältigen. Das wäre nicht viel, wenn sich die 300m gleichmäßig auf die 50km verteilt hätten. Es war aber eher so, dass es 50m bergauf ging, dann wieder 35m bergab, und so weiter…

Irgendwann kamen die Berge des Lake District in Sicht

Berge aus der Ferne

Und später war ich schon mittendrin

Anfang Lake District

Bei Greystoke erreichte ich den höchsten Punkt und es ging hinab zum See Ullswater.

Ullswater

Jetzt waren es nur noch wenige Kilometer bis zu meinem Tagesziel Glenridding. Der Ort ist so klein, dass ich keine Schwierigkeiten hatte meine Unterkunft, das Fairlight Guesthouse zu finden. Ich checkte dort ein und nach Duschen und Wäschewaschen besorgte ich im örtlichen Kramerladen meine Lebensmittel fürs Frühstück. Danach versuchte ich ein wenig am See entlang zu gehen. Leider musste ich feststellen, dass das in Ortsnähe nicht möglich ist, weil praktisch alle Uferstücke durch Privatgrund (Hotels, Segelclub, Outdoor-Activity-Center) belegt sind. Insbesondere das Luxushotel The Inn at the Lake belegt viele 100 Meter. So konnte ich nur eine Weile an dem kleinen Strand an der Mündung des kleinen Baches Glenridding Beck sitzen.

Markus am Strand

Der Hunger trieb mich schon bald in den nächstgelegenen Pub. Dort war es rammelvoll, weil alle Welt das Halbfinalspiel zwischen England und Kroatien sehen wollten. Und natürlich haben viele vor dem Spiel noch irgend welches Bar-Food bestellt. Dem entsprechend lange musste ich auf meine Linguine warten. Weil alle vor den Großbild-TVs sitzen wollten bekam ich noch einen schönen Platz im Außenbereich. Noch während der ersten Halbzeit machte ich mich auf den Rückweg zu meinem Guesthouse. Ich war nicht so interessiert an Fußball. Und musste ich mich um eine Unterkunft in Rotterdam kümmern. Letzteres stellte sich fast als unmöglich heraus. Ich schrieb mehr als ein Dutzend Warmshowers-Gastgeber an. Mal sehen…

Das Wetter war übrigens den ganzen Tag sonnig. Am Nachmittag schon im Lake District sah es so aus, als ob es sich zuzieht. Aber am Abend waren die Wolken schon wieder größtenteils verschwunden.