2018-07-19  Idar-Oberstein → Neustadt a.d.W.

63ter TagAbfahrt08:31Distanz120,13kmHm ↑1553m
51te EtappeAnkunft15:33Insgesamt5395,74kmHm ↓1746m

Dritter und letzter Teil der Durchquerung von Eifel, Hunsrück und Pfalz. Es war heute eine ausnehmend schöne Etappe durch sehr waldreiche Landschaften, entlang kleiner Flüsse, auf größtenteils wenig befahrenen Straßen. Trotzdem gibt es nur wenige Bilder - eigentlich nur eins. Es ist manchmal schwer das einzufangen, was eine Landschaft ausmacht.

Wieder Frühstück in der Jugendherberge. Diesmal nur Müesli. Das ist von ordentlicher Qualität und hält vor. Allerdings gab es nur winzige Schüsseln dafür. Nachdem selbst auf Nachfrage keine größere Schüssel zu finden war holte ich meinen Plastiknapf aus meinem Zimmer und bereitete mir eine Riesenportion Müesli zu. Zum Glück war ich im Frühstücksraum fast alleine. Ich fürchtete, schon den einen oder anderen blöden Kommentar hören zu müssen. Um 8:30 kam ich los.

Im Süden und Südosten von Idar-Oberstein liegt ein riesiger Truppenübungsplatz. Ich hätte ihn im Norden umfahren können auf der B41 abwärts. Da ich jedoch fürchtete, dass ich dort mit starkem Verkehr zu rechnen hätte entschied ich mich für die Umfahrung im Westen und Süden. Dazu musste ich aber zuerst die B41 gute 3km aufwärts fahren. Tatsächlich war dort einiges los. Ich war froh als ich auf die L176 abbog, die weiter dem Nahetal folgte. Die war zwar ähnlich gut ausgebaut wie die B41, aber wesentlich ruhiger. Das Nahetal ist hier ziemlich eng, die Straße aufwändig auf Stelzen an den Hang gebaut. Als die L176 das Nahetal verließ kam die erste längere Steigung. Ging aber noch ganz gut. Trotzdem passierte es wieder, das ein Lkw-Fahrer mich von hinten anhupte. Dabei war die Straße wirklich breit.

Ich stieß auf die L169 der ich lange Zeit folgen sollte. Ich fuhr durch den Ort Baumholder, der augenscheinlich nur von Dienstleistungen für die auf dem Truppenübungsplatz stationierten US-Soldaten lebt. (Der Truppenübungsplatz wird offensichtlich auch von deutschen Kräften genutzt. Wie das geregelt ist, weiß ich nicht.) Gleich hinter Baumholder ging es wieder bergab - für ziemlich genau 20 Kilometer. Hier durchquerte die L169 sogar den Truppenübungsplatz. Überall Warnhinweise, dass Zivilpersonen den Weg nicht verlassen dürfen. Aber schön war dieser Abschnitt. Das enge Tal des Stegbaches, links und rechts dichte Mischwälder.

Ich stieß auf die B420 und folgte der weiter talabwärts. Es gab hier sogar einen hübschen Radweg entlang (nicht auf) einer alten Bahnstrecke. Leider habe ich den zu spät entdeckt. Aber auf der sehr ruhigen B420 zu fahren war auch überhaupt kein Problem. Die 20km Gefällstrecke waren zu Ende, als ich von der B420 nach Süden in ein kleines Seitental abbog. Diesem Tal folgte ich etwa 12km bei mäßigen Steigungen aufwärts. Wieder wenig Verkehr, liebliche Landschaft - ein Genuss. Die Dörfer allerdings schon recht armselig. Am Ende ging es jäh bergab hinunter ins Lautertal.

Ich folgte auf erträglich befahrenen Straßen der Lauter aufwärts bis Kaiserslautern. Erst die letzten Kilometer vor Kaiserslautern nahm der Verkehr stark zu. Kaum hatte ich das Stadtgebiet erreicht wich ich auf Radwege aus (sofern vorhanden). Es war inzwischen 12:30 und ich hatte 76km erreicht. Im Rewe kaufte ich 1,5 Liter Mineralwasser und zwei Bananen und machte mich auf die Suche nach einem Platz für die Mittagspause. Das war nicht so einfach. Es gibt nicht so viel Grünflächen in dieser Stadt und die wenigen sind von üblen Zeitgenossen in Beschlag genommen. Ich landete schließlich in einer kleinen Grünanlage mit Kinderspielplatz. Der Abstand zu der kleinen Gruppe laut krakelender Alkis auf einer Bank war ausreichend groß. Gemütlich war die Mittagspause trotzdem nicht.

Nach der Mittagspause durchquerte ich weiter Kaiserslautern und war viel früher als erwartet schon wieder am anderen Ende angelangt. Hier beginnt unmittelbar der Pfälzer Wald. Das war wieder ein Schmankerl. Auf der schmalen und sehr wenig frequentierten L504 ging es durch dichten Mischwald erträglich hoch (meist 3ter oder 4ter Gang) bis zum höchsten Punkt auf 380m Höhe.

Pfälzer Wald

Von hier ging es 15km nur bergab bis zum Tagesziel Neustadt an der Weinstraße. Zuerst fuhr ich weiter auf der L504, später stieß ich auf die L499 und folgte auf dieser dem Speyerbach abwärts. Noch später bog ich in die B39 ein, die zwar schon recht stark befahren war, aber auf weiten Abschnitten einen passablen Radweg aufweisen konnte.

Gegen 15:30 war ich schon am Hotel Palatina. Aus purer Not (und Frust darüber, dass keine billigen Unterkünfte zu finden waren) hatte ich ein Zimmer in diesem sehr schönen 4-Sterne-Hotel reserviert. Die Wäsche meiner Fahrradklamotten gestaltete sich schwierig. Das Waschbecken war so eine flache Schale, kein Stopsel für den Abfluss. Letztlich habe ich mich mit dem Abfalleimer beholfen. Außerdem musste ich wieder eine kunstvolle Konstruktion improvisieren, um die tropfnassen Klamotten in der Dusche aufhängen zu können.

Ich gönnte mir zwei Saunagänge. Welch eine Wohltat! Im Ruhebereich wäre ich dabei fast eingeschlafen.

Später ging’s zum nahe gelegenen Inder und danach noch auf eine Runde durch die Altstadt von Neustadt (welch ein Kalauer). Das unmittelbare Zentrum ist recht hübsch.

Altstadt von Neustadt SW

Altstadt von Neustadt NO

Es gibt aber auch schreckliche Bausünden dort. Um die Altstadt herum eher gesichtslose Zweck- und Wohnbauten.

Zurück im Hotel kümmerte ich mich um die Route für den nächsten Tag. Einer der Warmshowers-Gastgeber im Bereich Heilbronn hatte tatsächlich zugesagt. Es war wieder mal nicht so einfach eine akzeptable Route zu finden. Wieder waren viele manuelle Eingriffe nötig. Das erste Ergebnis war etwas zu lang und wies ein paar extreme Steigungen auf. Im zweiten Anlauf nahm ich mehr Kilometer auf der (mutmaßlich stark befahrenen) B39 in Kauf, dafür ist die Gesamtstrecke kürzer und die Steigungen nicht so extrem.