2018-07-06  Inveraray → Glen Nevis

50ter TagAbfahrt07:58Distanz121,13kmHm ↑1303m
39te EtappeAnkunft15:30Insgesamt4080,08kmHm ↓1287m

Ich war wieder mal viel zu früh wach. Es ist halt ab 4 Uhr schon recht hell draußen. Kurz vor 6 Uhr stand ich auf und konnte so in aller Ruhe duschen, Mein Frühstück vorbereiten und essen und dann die Sachen packen. Um kurz vor 8:00 Uhr ging’s dann endlich los.

Zuerst fuhr ich nochmal ein Stück zurück um die Ansicht des Loch Fyne im Morgenlicht einzufangen.

Loch Fyne

Dabei stieß ich an der Bushaltestelle auf eine Deutsche (oder Österreicherin), der ich am Abend zuvor bereits im Hostel begegnet war. Damals war allerdings keine rechte Unterhaltung zustande gekommen, weil ich zu sehr damit beschäftigt war mein Reiseblog auf den neuesten Stand zu bringen.

Ich hab mich erstmal für die Unhöflichkeit meinerseits entschuldigt. So kamen wir ins Gespräch. Sie erzählte mir, dass sie mit dem Bus nach Oban fährt, dann eine Fähre auf eine der Hebriden-Inseln nimmt, dort nochmal 5 Stunden zu Fuß geht, um dann nochmal eine Fähre auf eine noch entlegenere Insel zu nehmen. Dort wollte sie in einer ganz einsamen Hütte (ohne Strom und fließend Wasser) eine Woche ausspannen. Ich erzählte ihr von meiner Reise. Sie klang sehr interessiert. Sie wollte dann auch den Link zu meinem Reiseblog wissen. Ich überlegte, wie ich ihr den am besten übermitteln könnte, da kam ihr Bus nach Oban. So ist es halt leider nix geworden mit einer neuen Leserin meines Blogs.

Ich fuhr los Richtung Fort William. Direkt am Ortsrand von Inveraray ging es gleich brutal steil nach oben. Ich dachte, das geht ja gut los. Aber die Steigung war nur sehr kurz und den ganzen Tag über wurde es nicht nochmal so steil. Ich fuhr durchs Landesinnere durch überraschend bewaldetes Gebiet zum Loch Awe, den ich ich zuerst für eine weitere langgestreckte Meeresbucht hielt. Erst später erkannte ich, dass es sich tatsächlich um einen Süßwassersee handelt.

Kurz nachdem ich auf den Loch Awe gestoßen war, öffnete sich der Blick auf Kilchurn Castle, das da pitoresk am Ostende des Sees steht. Ich nahm mir eine Viertelstunde Zeit, um etwas näher heran zu kommen.

Kilchurn Castle

Unmittelbar nachdem ich obiges Photo geschossen hatte, folgte mir eine ganze Reisegruppe, die gerade aus einem Bus ausgestiegen war. Höchste Zeit also, wieder das Weite zu suchen. Ich fuhr noch ein ganzes Stück um den See herum und folgte dann dem Abfluss - dem Fluss Awe.

River Awe

Kurz vor Connel stieß ich wieder auf das Meer in Form von Loch Etive. Diese lang gestreckte Bucht überquerte ich bei Connel über die dortige Brücke.

Brücke bei Connel

Ab hier folgte ich der A828 an der Küste entlang mehr oder weniger nach Norden. Dabei versuchte ich zuerst ein paar mal dem parallelen Fernradweg 78 zu folgen. Anfangs ließ sich das sehr viel versprechend an, aber schon nach wenigen Kilometern sank der Radweg auf das Niveau der meisten Fernradwege ab. Immer wieder mal und teils in Kombination hatte ich mit folgenden Widrigkeiten zu kämpfen: Weg voller Glasscherben, Belag schlecht, Umfahrhindernisse, schwierig zu öffnende Gatter, auf der falschen (rechten) Fahrbahnseite, deutlich stärkere Steigungen, als auf der Fernstraße, an Einmündungen unangenehme Schwellen, statt glatter Übergänge, weite Umwege. Ich ließ also den Fernradweg 78 nach kurzer Zeit unbeachtet.

Hinter Barcaldine überquerte ich eine Bucht unbekannten Namens. Auf der Brücke tat sich eine schöne Aussicht nach Osten auf.

Blick nach Osten

Aufgrund einer kurzen aber heftigen Steigung auf der Fernstraße ließ ich mich kurz hinter Appin nochmal auf den Radweg 78 abdrängen. Zu meiner Überraschung stieß ich dort auf einen wunderschönen Rastplatz mit Blick auf Castle Stalker.

Markus vor Castle Stalker

Weil ich schon 75km gefahren war und auch Hunger hatte, legte ich dort meine Mittagspause ein.

Bei Old Town überquerte ich nochmal eine Bucht, den Loch Leven mit schönem Blick gen Osten.

Loch Leven

Hier stieß ich auf die A82, die reichlich Urlauberverkehr aus dem Süden nach Schottland brachte. Die letzten 15km bis Fort William waren daher kein Spaß. Interessanterweise war hier dann auch der Radweg 78 verschwunden.

In Fort William steuerte ich zuerst die Tourist-Info an, um dort in Erfahrung zu bringen, wo ein kompetenter Fahrradladen zu finden sei und wo ich evtl. die Dokumente von der Schreinerei Finauer ausdrucken, unterschreiben und scannen könnte. Für beides hatte die nette Dame dort eine Antwort: Off Beat Bike und die öffentliche Bibliothek. Ich fuhr also weiter zu Off Beat Bike. Ich glaube mein Erscheinen mit dem voll bepackten Fahrrad hat einigen Eindruck gemacht. Auf jeden Fall war der Schrauber sehr engagiert. Mit der entsprechenden Messlehre konnte er feststellen, dass sich die Kette tatsächlich schon bedenklich gelängt hatte. Er empfahl also die Kette zu wechseln und hatte zum Glück auch eine passende auf Lager. (Für die Nabenschaltung braucht’s nämlich eine Single-Speed-Kette, die bei der Dominanz der Kettenschaltungen keineswegs überall vorrätig gehalten wird.) Wir vereinbarten, dass ich noch schnell meine Sachen bei der Jugendherberge ablade und dann das Fahrrad wieder zurück bringe.

Gesagt - getan. Ich war erstaunt, wie weit außerhalb von Fort William die Jugendherberge liegt. Sie liegt im wunderschönen Glen Nevis direkt am Fuß des Ben Nevis - mit 1345m der höchste Berg der Britischen Inseln. Eine gute Stunde später war ich wieder bei der Werkstatt von Off Beat Bikes und gab mein Fahrrad dort ab. Man versprach mir, dass das Fahrrad bis zum nächsten Tag mittags fertig sei.

Danach ging ich in die öffentliche Bibliothek und tatsächlich gab es dort Computer, Drucker und einen Scanner, die es mir ermöglichten, die Dokumente auszudrucken und unterschrieben wieder zurück zu schicken.

Weil die Jugendherberge so weit von Fort William entfernt liegt beschloss ich für zwei Tage Lebensmittel einzukaufen und mich in der Jugendherberge selbst zu bekochen. Mit dem vollen Rucksack und noch einer Plastiktüte brauchte ich über 50 Minuten zurück zur Jugendherberge - also geschätzt 4km. Nach dem Abendessen (Nudeln mit Ei) ging ich noch in eine nahe gelegene Bar und gönnte mir zwei Bier. Das Stout war lecker, das Ale hat mir nicht so geschmeckt.