2020-10-10  Risiberg → Tuttlingen

14ter TagStartzeit08:30Distanz12,4kmHm ↑58m
13te EtappeAnkunft11:07Insgesamt320,2km (329,4km)Hm ↓273m

In der Nacht (so um 3:00) war die angekündigte Kaltfront durchgezogen. Der Regen prasselte auf das Dachfenster meines Zimmers, so dass ich trotz Ohrstöpsel davon aufwachte. Ich schloss das Fenster, konnte aber danach nicht mehr richtig einschlafen. Wie ich leider erst am Morgen feststellte war die Heizung im Zimmer noch an und irgendwann in der Nacht angesprungen. Bei warmer Zimmerluft konnte ich noch nie gut schlafen.

Ich hatte mit einer Angestellten am Abend ausgemacht, dass für mich das Frühstück schon um 7:45 bereit stünde, weil ich unbedingt um 8:30 losgehen wollte, damit ich auf keinen Fall den Zug um 11:44 in Tuttlingen verpasse. Da ich schon wieder um 6:00 wach war hatte ich alle Zeit der Welt alles soweit wie möglich vorzubereiten. Einer Ahnung folgend aß ich sogar schon eine Portion Müesli auf dem Zimmer.

Punkt 7:45 war ich im Frühstücksraum - alles dunkel. Das kannte ich inzwischen schon. In der Küche war auch kein Lebenszeichen, so dass ich wieder zurück auf mein Zimmer ging. Um 7:55 versuchte ich es nochmal. Die Angestellte, die gerade das Buffet anrichtete und mir dabei den Rücken zugewandt hatte erschreckte ich zu Tode. Um Punkt 8:00 konnte ich mit dem Frühstück loslegen. Ich entschuldigte mich dann noch bei der Angestellten und erklärte ihr, warum ich so früh erschienen war. Von meiner Vereinbarung mit der anderen Angestellten wusste sie nichts.

Dank des Müeslis auf dem Zimmer war ich mit dem Frühstück schneller fertig als üblich, so dass ich tatsächlich genau um 8:30 losgehen konnte. Leider hatte ich die ganze letzte Etappe nichts von evtuellen landschaftlichen Schönheiten, denn die Alb lag in Wolken.

Etwa nach einen Kilometer hielt vor mir ein Pkw am Waldrand und zwei Erwachsene stiegen aus und gingen gemäßigten Schrittes über die Wiese. Als ich näher kam erkannte ich an dem Drahtkorb den sie dabei hatten, dass es sich höchstwahrscheinlich um Pilzsammler handelt. Und tatsächlich: Die Wiese war voller Wiesenchampignons. Klar, Herbst und es hatte geregnet in der Nacht. Ich beglückwünschte die beiden und wünschte ihnen noch viel Erfolg, nicht ohne auf eine Gruppe von Pilzen hinzuweisen, die ich im Weitergehen noch entdeckte. Irgendwann kurz danach fing es an zu nieseln. Ich zog den Regenponcho über (und zog diesen auch nicht mehr aus bis ich beim Bahnhof ankam).

Neben der direkteren Route zum Bahnhof hatte ich am Vorabend auch zwei Abkürzungen abseits der Albtrauf direkt durch den Wald erstellt und auf den Garmin hochgeladen für den Fall, dass ich unter Zeitdruck käme oder die Wetterlage eine Wanderung entlang der Albtrauf ohnehin uninteressant erscheinen ließe. Letzteres war nun tatsächlich der Fall (Nebel und Nieselregen), so dass ich beide Abkürzungen nutzte. Schade, aber zu dieser Zeit hatte ich auch noch Bedenken, dass ich es nicht rechtzeitig bis zum Bahnhof schaffen würde.

Kurz vor Tuttlingen stellte sich dann heraus, dass ich viel zu schnell gegangen war, viel zu viel abgekürzt hatte und ich auch auf der regulären Route bei normalem Tempo locker den Bahnhof in der Zeit erreicht hätte. So hatte ich jetzt 1,5h Zeit.

Tuttlingen

Ich ging also nicht den direkten Weg zum Bahnhof sondern folgte dem HW1 noch bis zum Endpunkt am Marktplatz von Tuttlingen. Ich hatte gehofft noch ein paar schöne Stadtansichten von Tuttlingen zu sehen. Allerdings - die Voraussetzungen waren schlecht. Obwohl es nicht mehr regnete war es immer noch graues Herbstwetter. Und es herrschte Samstagvormittag-Einkaufstrubel. Tuttlingen wirkte öde und trostlos auf mich. Nachdem ich das innerste Zentrum durchquert hatte ging ich durch den Stadtgarten und wechselte über einen kleinen Steg auf die andere (linke) Seite der Donau. Der Plan war von hier aus durch Park- und Grünanlagen der Donau flussaufwärts zu folgen bis zum Hintereingang des Bahnhofs. Leider war diese Route nach wenigen 100m gesperrt, so dass ich wieder auf die rechte Donauseite wechseln musste und dann zwischen alten Industrieanlagen (und später Schrebergärten) und der Donau zum Bahnhof ging. Irgendwo hier entdeckte ich an einer Eisenbahnbrücke dieses originelle Grafitti.

Revolution

Immerhin gelang es mir den mutmaßlich stark befahrenen Straßen in der Nähe des Bahnhofs zu entgehen. Dafür war der Hintereingang des Bahnhofs eine grausliche und stinkende Zumutung.

Auf dem Bahnsteig vertrödelte ich die restlichen 30 Minuten bis mein Zug kam. Fast 2 Stunden benötigte der Regionalexpress dann bis nach Ulm. Die Strecke folgte zuerst dem tief in den Kalk der Alb eingeschnittenen Tal der Donau und zum Schluss noch dem Tal der Ach resp. Blau - ebenfalls tief in die Alb eingeschnitten. Bei schönen Wetter sicher noch attraktiver - vorausgesetzt man hat Zeit. Eine Hochgeschwindigkeitsstrecke ist das wahrlich nicht.

In Ulm hätte ich fast meinen Anschluss verpasst, weil ich dachte in einer halben Stunde locker noch einen Abstecher zum Ulmer Münster machen zu können. Dort angekommen musste ich feststellen, dass der Großteil des Kirchenraums wegen einer Trauung nicht zugänglich war und dass in 10 Minuten mein Zug fahren würde. Im Laufschritt ging es zurück zum Bahnhof, eine Treppe hinunter knackste ich noch meinen Fuß um (zum Glück nicht heftig). 2 Minuten vor Abfahrt kam ich am Bahnsteig an.

Der Rest der Heimfahrt war unspektakulär. Um 16:19 kam ich mit der S-Bahn in Poing an. Pernille holte mich mit einem großen Regenschirm ab. Wir beide freuten uns, uns wieder zu sehen.