2020-10-08  Burgfelden → Ratshausen

12ter TagStartzeit07:57Distanz23,9kmHm ↑944m
11te EtappeAnkunft16:09Insgesamt279,9km (289,1km)Hm ↓1188m

Ich hatte außergewöhnlich gut geschlafen. Bis zum Frühstück um 7:00 hatte ich schon alles gepackt, die (ausgespülten) Wanderklamotten hatte ich schon an. Es dauerte dann aber doch noch fast eine Stunde bis ich weg kam.

Wobei ich zugeben muss, dass für Eile überhaupt kein Anlass bestand. Die Etappe sollte nur 22km lang sein.

Zuerst mal ging's zur Schalksburg. Eigentlich nicht auf dem HW1 gelegen gönnte ich mir diesen kleinen Abstecher.

Seltsam, dass diese außergewöhnlich große Burg bereits in 16ten Jahrhundert wieder aufgegeben wurde. Dem entsprechend ist heute fast nichts mehr zu sehen von den diversen Bauten. Den Burgfried haben sie in den 50er Jahren rekonstruiert. Die 70 Stufen da hinauf haben sich aber nicht gelohnt. Einen besseren Blick hatte ich vom äußersten Punkt des Felsporns auf dem die Burg stand.

Blick von der Schalksburg

Danach ging es hinunter nach Laufen an der Eyach und auf der anderen Seite wieder hinauf zum Hörnle.

Am Abend zuvor beim Studium der Route des nächsten Tages war mir schon aufgefallen, dass der Weg hier einen unnötigen Schlenker macht und dass es eine kürzere Variante hinauf zur Albtrauf gäbe. An der Stelle an der die Variante von der offiziellen Route abzweigte fand sich dann auch ein Schild auf dem stand, dass der HW1 verlegt worden sei. Meine Variante war also offensichtlich der frühere Verlauf des HW1. Auf die Gefahr hin, dass ich schlimmstenfalls hätte umkehren müssen entschied ich mich für meine Variante, d.h. für den alten Verlauf des HW1. Man sah dem Weg zwar an, dass er seit ca. einem Jahr nicht mehr in Stand gehalten wurde. Aber ich konnte keinen offensichtlichen Grund dafür finden warum sie den HW1 verlegt haben. Wahrscheinlich hat es was mit dem Bannwald zu tun den sie dort wachsen lassen.

Oben angekommen folgte ich wieder der Albtrauf. Oberhalb des Felsenmeeres

Felsenmeer

ergab sich eine schöne Aussicht auf das Tal der Eyach mit seinen vielen Ortsteilen der 1975 eingerichteten Gemeinde Albstadt.

Albstadt

Irgendwo im Hintergrund quert die Rhein-Donau-Wasserscheide dieses Tal. Eine geologische Besonderheit - eine Talwasserscheide.

Bald schon stand ich auf dem Lochenhörnle.

Auf dem Lochenhörnle

Weiter folgte ich der Albtrauf. Bis zu 7 Wanderrouten verliefen hier parallel.

7 Wanderrouten

Auf dem Bild fehlt das Muschelsymbol des Jakobsweg, der hier auch noch entlang läuft.

Vorbei an der Jugendherberge Lochen ging's weiter hinauf auf den Lochenstein mit einem letzten Blick auf die Burg Hohenzollern in der Ferne.

Letzter Blick auf Burg Hohenzollern

Etwa einen Kilometer weiter stieß ich auf den "Gespaltenen Fels". Wieder ein Stück der Albtrauf das sich unter Bildung gewaltiger Spalten Richtung Tal bewegt (und irgend wann in einem Bergrutsch in die Tiefe stürzen wird).

Hier berührte ich das erste Mal auf der gesamten Strecke die 1000m Höhe. Von hier auch ein erster Blick auf den nahen Plettenberg - nochmal 2m höher.

Plettenberg

Es folgte ein kleiner Sattel bei dem ich auf OSMAND einen Unterstand entdeckt hatte. Hier wollte ich meine Mittagspause verbringen. Doch welch eine Enttäuschung: Weder in der Hütte noch davor gab es Sitzgelegenheiten. Offensichtlich sollen Wanderer die von einem Unwetter überrascht wurden dieses im Stehen oder auf dem Boden sitzend abwarten.

Ich nahm statt dessen mit einen Stapel Baumstämme in der Nähe vorlieb. Dank des guten Wetters war das auch ein passabler Rastplatz.

Nach der Brotzeit ging's hinauf zum Plettenberg mit seinem gewaltigen Sendeturm und dem noch monströserem Steinbruch.

steinbruch am Plettenberg

Auf den Plettenberg führt auch eine Seilbahn. Aber entgegen meiner Annahme ist dies keine touristische Einrichtung, sondern eine Transportseilbahn mit der der im Steinbruch abgebaute Kalkstein zu einem gigantischen Zementwerk am Fuße des Bergs transportiert wird.

Eigentlich führt der HW1 direkt an der Bergstation entlang. Allerdings war dieser Weg gesperrt (angeblich wegen Bauarbeiten an der Bergstation) und ein Schild wies eine weit ausholende Umleitung aus. Ich überlegte ein wenig, ob ich die Sperrung ignorieren sollte. Zwei ältere Frauen kamen ebenfalls an die Stelle und wollten wissen, ob ich ortskundig sei. Da ich dies verneinen musste ließ ich sie untereinander diskutierend stehen - ich hatte mich für die Umleitung entschieden.

Die Umleitung war wie gesagt weit ausholend und zwang mich außerdem dazu erst 100Hm abzusteigen und kurz darauf die selbe Höhendifferenz wieder aufzusteigen. Ich fand das sehr ärgerlich.

Als ich kurz hinter der Bergstation wieder auf den HW1 stieß konnte ich der Neugier nicht widerstehen und sah nach was der Grund für die Sperrung war. Nichts! Es gab keine Baustelle - zumindest keine die in irgend einer Weise den Wanderweg beeinträchtigt hätte. Das fand ich mehr als ärgerlich - geradezu provokant.

Weil ich immer noch alle Zeit der Welt hatte nutzte ich die Sitzgelegenheiten auf dem Gipfel des Plettenbergs zu einer Runde Müßiggang, dabei die Herbstsonne genießend. Ich telefonierte mit Bärbel. Pernille erreichte ich leider nicht.

Irgendwann machte ich mich daran die letzten 4km bis zur Unterkunft hinter mich zu bringen. Bei der Plettenberghütte verließ ich den HW1 und stieg (über die am Vorabend geplante Route) hauptsächlich auf Forststraßen ab zum Hotel Obere Säge, wo ich um 16:09 ankam.

Kurz nach mir kamen auch die beiden älteren Frauen an, die mich oben am Plettenberg gefragt hatten, ob ich mich auskennen würde.

Beim Abendessen kamen wir dann ins Gespräch. Sie waren auch der Umleitung gefolgt, waren dann aber nicht mehr zum Plettenberggipfel aufgestiegen, sondern (sie wollten ohnehin hinab zur Oberen Säge) auf mehr oder weniger geeigneten Wegen Richtung Tal gegangen. Was folgte war eine mittlere Odysee mit abschließendem Taxi-Transfer zum Hotel. Kartenlesen war wohl nicht ihre Stärke. Und GPS und Karten-Apps hielten sie sowieso für modernes Teufelszeug.