2020-10-01  Boßler → Burg Teck

5ter TagStartzeit07:57Distanz25,9kmHm ↑779m
5te EtappeAnkunft16:42Insgesamt130,2kmHm ↓614m

Heute war wieder super. Sowohl was das Wetter betrifft, als auch die Aussichten.

Ich hatte gut geschlafen, was angesichts des Autobahnlärms nicht unbedingt zu erwarten war. Aber die Ohrstöpsel erfüllten ganz und gar ihren Zweck. Allerdings wurde ich früh morgens um 5:18 ganz unsaft mit einem lautem Palimm aus dem Schlaf gerissen. Ich hatte vergessen mein Telefon auf Flugmodus zu stellen und die erste der täglich automatisch von meinem Server verschickten Emails wurde durch eben jenes Palimm angezeigt. Ich versuchte danach nochmal zu schlafen, schaffte es aber nur ein bisschen zu dösen. Um 5:55 stand ich auf.

Gegen 6:45 ging ich zum Frühstück. Ich war noch nicht mal der Erste. Offensichtlich wird das Deutsche Haus auch von Geschäftsreisenden frequentiert.

Beim Auschecken erzählte mir die Angestellte, dass dieses Jahr so viele Wanderer auf dem HW1 unterwegs seien wie noch nie. "Besonders zur Corona-Zeit", was immer sie damit meinte.

Um 7:57 kam ich los. Zuerst ging's gleich richtig steil bergauf hoch zum Boßler. Dieser steht so exponiert am Rand der Alb, dass im Lauf der Zeit einige Flugzeuge daran zerschellt sind. Am Gipfel gibt es einen Gedenkstein auf dem an die 17 Opfer erinnert wird.

Gedenkstein Boßler

Der Stein wurde wohl vor 2005 aufgestellt, denn im August diese Jahres zerschellte ein Rettungshubschrauber bei guter Sicht an diesem Gipfel. Damit sind es mittlerweile also 21 Todesopfer.

Schon nach etwa 3km kam ich vom Weg ab. Ich hatte eine Abzweigung verpasst. Als dann ungewohnt lange keine Wegzeichen mehr kamen wurde ich misstrauisch. Ein kurzer Blick auf den Garmin bestätigte meinen Verdacht. Es war garnicht so einfach von dort wieder auf die offizielle Route zu gelangen. Erst über eine taunasse Wiese und dann ein Stück weglos durch den Wald.

Die ersten 2/3 der Wegstrecke (also ca. 18km) umrundeten die Neidlinger Bucht - eine Einbuchtung der Albtraufe um die Ortschaft Neidlingen. Die Route verlief fast immer direkt oder sehr nah an der Albtraufe, so dass sich immer wieder tolle Aussichten boten.

Blick über die Neidlinger Bucht

An der Albtraufe war auch der Jahrhundertstein aufgestellt. Es handelt sich dabei tatsächlich um drei Steine zum Gedenken an das 20ste Jahrhundert. In die groben Jurakalkplatten sind Abschnitte glatt gefräst und dort insgesamt 100 Begriffe eingraviert, die irgendwie kennzeichnend sind für dieses Jahrhundert. Atomkraft, Fließband, Pille, Computer, Faschismus, etc. Aber auch Perestroika - wohl dem Entstehungsjahr des Kunstwerks (2001) geschuldet. Ich vermisste Jazz und Antibiotikum.

Jahrhundertstein

Dann kam die Ruine Reußenstein.

Ruine Reußenstein

Bis zu diesem Zeitpunkt war ich noch niemanden begegnet. Ich genoss das. Just als ich bei der Ruine Reußenstein ankam ergoss sich eine Busladung Pensionäre (alles Männer) über die Sehenswürdigkeit. Das verleidete mir etwas den Genuss.

Im Verlauf der nächsten Kilometer ergaben sich immer wieder ansprechende Ansichten dieser Ruine weshalb ich sie ungewöhnlich häufig ablichtete.

Ruine Reußenstein Panorama

Am südlichsten Punkt um die Neidlinger Bucht (an einem Flecken namens Bahnhöfle) gab es eine Gruppe Mammutbäume. Die gibt es immer wieder über ganz Baden-Würtemberg verstreut. Sie gehen zurück auf eine Initiative zur Heimischmachung in den 1860er Jahren. www.mammutbaum-projekt.de

Schon fast am Ende der Neidlinger Bucht stieß ich auf die Hindenburghütte. Ein schönes Platzerl für die Brotzeit.

Hindenburghütte

Eigentlich hatte ich vor bis zum Breitenstein zu gehen und erst dort eine Pause einzulegen. Aber ich hatte schon Hunger und wie gesagt die Bank vor der Hindenburghütte war so einladend…

Kurz danach ließ ich die Neidlinger Bucht hinter mir. Jetzt kam das Randecker Maar. Ich wusste gar nicht, dass es in der Alb auch Vulkanismus gegeben hatte. Das Maar war für mich nicht erkennbar. Es ist schon großflächig wegerodiert.

Leider gab's in diesem Abschnitt (und auch weiter bis hinter Ochsenwang) unangenehm viel Asphalt. (Einmal auch selbstverschuldet, weil ich etwas abkürzen wollte. Der offizielle Weg war aus guten Gründen etwas abseits zwischen die Felder gelegt worden.)

Ich erreichte den Auchtert und den Breitenstein - 813m und 812m hoch. Von hier war zum ersten Mal die Burg Teck zu sehen.

Burg Teck in der Ferne

Auf dem Breitenstein blies es heftig. Der Wetterumschwung kündigte sich an.

Ab Diepolsburg verliefen die letzten Kilometer in NWliche Richtung entlang eines Rückens. Dort lag auch die Ruine Rauber.

Ruine Rauber

Der Rücken fiel ab zu einem Sattel - dem Sattelbogen. Ab hier ging es 160Hm hinauf bis zur Burg Teck.

Ich kam genau zur richtigen Zeit (16:42) dort an. Unmittelbar vorher zeigte der Garmin an, dass die Batterien leer waren. Und wenige Minuten nach der Ankunft begann es zu regnen.

Ich checkte ein und bekam mein Zimmer. Schöne Sicht auf die heute bewältigten Geländepunkte. Zimmer mit Bad hatte ich garnicht erwartet. Für €28,60 garnicht schlecht. Das Bett musste ich mir selbst beziehen. Und es gab keine Handtücher. Das wusste ich. Ein Waschlappen tut es zur Not auch.

Kurz nach 18:00 ging ich rüber in die Gaststätte. Zuerst Linsen mit Spätzle. Weil ich noch nicht satt war danach noch eine Portion Kaiserschmarrn. Unglaublich!

Der Tag wurde wie üblich mit dem Tagesbericht beendet.